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Allgemein china

phase 4

phase 4

endlich, wärme!
der frühling ist da.
der kam einfach so.
von einem tag auf den anderen.
schwupp, warm.
keine übergangsphase.
der winter war kalt.
dafür fast schneefrei.
es schneite nur vier tage.
der schnee blieb höchstens drei stunden als solcher liegen (weiss).
danach verwandelte er sich in eine schwarze schlammbrühe.
ähnlich einer schwermetallschlicke.

ich bin in phase vier!
allmählich beginne ich china wirklich zu lieben.


phase eins ist das neue.
faszinierendes china.
kulturschock.
(die skorpione auf den spiessen sind echt zum essen?)
phase zwei ist das sich über alles aufregen.
wie zurückgeblieben alles ist.
(hier ein zwanzigtausendzeilenbeitrag über all den scheiss über den man sich aufregen könnte [mach´ich aber nicht, ätsch])
phase drei ist der versuch sich mit den „übeln“ zu arrangieren.
zynisches lächeln als modeschmuck um den wahnsinn zu verdauen.
(trotziges kleinkindverhalten einschalten, rahbähhhh!)
phase vier ist die „erleuchtung“!
wie jetzt?
was ist das denn?
es gibt nach wie vor dinge die mir tierisch auf den sack gehen.
bei genauerem hinsehen sind es die gleichen dinge die mir auch in deutschland auf den sack gingen.
bürokratie!!!
ignoranz!!!
alltagsdarwinismus!!!
in china hat das eine andere qualität.
man geht anders damit um.
im besten fall ist es egal.
probleme werden nicht gelöst indem man eine höhere instanz einschaltet.
man versucht das alltagsprobleme (echte probleme, nicht so ´n gartenzaunscheiss) untereinander zu lösen.
direkt.
eins zu eins.
das vertrauen in die rechtsregulierung in china ist eher getrübt.
ist aber auch egal.

fast zweieinhalb jahre bin ich nun in china .
was ist es das mich fasziniert?
immer noch.
wieder.
warum fühle ich mich von tag zu tag wohler?
lange zeit fand ich keine erklärung.
viele dinge sind eher ein rückschritt.
– „rückschritt“!
das ist der schlüssel.
einen schritt zurück machen.
seine position neu bestimmen.
begierden überprüfen.
sich fragen was man wirklich will.
der hammer!
ich stelle fest das ich noch nie in meinem leben soviel freiheiten hatte wie jetzt in china.
freiheiten dinge zu tun.
künstlerisch.
im alltag.
china als grosses versuchslabor.
ich geniesse das.
nicht nur ich.
viele, für internationale medien gepushte stars treffen sich in china, in peking.
trotz der grösse der stadt peking.
auf der stadtautobahn vom nord-ost-ende zum süd-west-zipfel zwei stunden autofahrt, ohne stau.
man trifft sich.
eher familiär.
locker.
beim bier.
einfach so.
man plaudert.
ist nett.
alle sind relativ entspannt.

dieses gefühl hat mir bisher nur eine andere stadt vermittelt.
amsterdam (harhar, neee, keine rauchwaren eingefahren!)
jeder kann tun und lassen was er will (solange niemand zu schaden kommt).
sozialismus und freiheit?
klar sozialismus!
die regierungsform.
das war es mit dem sozialismus aber auch schon.
er hat viel kaputt gemacht.
die jahrtausend alte soziale struktur aber ist gewachsen, fest verwurzelt.
also ein anarchisches leben?
nein!
der alltag ist sozialistisch geprägte anarchie.
du willst etwas tun?
dann mach doch!
dafür liebe ich china!

Von Alecks

da zui

da zui [gross mund] heisst eigentlich alecks.
z.zt lebt er in einer soap opera namens china und jemand hat die fernbedienung versteckt – verdammt!
die soap opera ist lustig, nervend, immer wieder neu und nie langweilig.
davon gibt es hier ab und an ´n happen von zu lesen.

2 Antworten auf „phase 4“

Das hört sich ja ganz nach “ The chinese way of life“ an. Von aussen sieht das aber nicht so frei aus. Aber wahrscheinlich erkennt man das auch erst in phase 4.

in china bedeutet „geld“ freiheit.
wie fast überall eben (in nord korea z.b. nicht.)
in china baut man ein haus.
in deutschland stellt man erstmal zig anträge und wartet auf zig genehmigungen um dann irgendwelche normen zu erfüllen, die dann auch zig-mal geprüft werden.
das eine ist die ich-mal-erst-mal anarchie.
die ergebnisse sind manchmal haarsträubend.
das andere ist die normierung, die uniformität.
es passt zwar alles aber richtig spannend ist das nicht.

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