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Politik

aha!

jetzt haben wir doch den fall, den gewisse politiker brauchen, um das thema der jugendgewalt als wahlkampfthema bis zur wahl am 27 januar in hessen aufrecht zu erhalten. das wurde ja bereits hier prophezeit. ich könnte mir vorstellen, dass die jugendlichen in nächster zeit höhere einkünfte haben. die nationale mischung der täter und opfer ist gut. Da war wahrscheinlich ein fuchs am werk. So was kann in hessen zum glück nicht passieren, denn wir sind ja sicher

so ein quatsch, ist alles nur zufall. in letzter zeit haben es die rentner in deutschland einfach nur schwer .

2 Antworten auf „aha!“

Dipl. Bildhauer
Karl Heinz Nagel
Yorckstrasse 52
34123 Kassel
ehemaliger Jugendgewalttäter, Berufseinbrecher
25 Vorstrafen.
Heute einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis

Offener Brief. Jugendgewalt

An den Ministerpräsident des Landes Hessen, Roland Koch

Im Schatten der jüngsten deutschen Ideologie (erbkrank) die alles Leben vernichtete, dass dem Gemeinwesen keinen Nutzen brachte, erlaube ich mir, sehr geehrter Herr Koch, Ihnen einige Sätze zu schreiben. Bei meiner Vertreibung aus der CSSR entkam ich dem Tod nur knapp und durch Zufall. Als Flüchtling war ich fast ausschließlich Außenseiter. Die Gemeinwesen in denen wir zwangsweise unterbracht wurden oder durch Notstände vertrieben wurden, hatten durchwegs Gründe uns die Sesshaftigkeit zu verweigern. Allenfalls war es ein geduldetes Dasein. Als ich im Alter von 8 Jahren von meiner Mutter heimlich aus der Ostzone in den Westen gebracht wurde, änderte sich das nicht. Entweder war ich der Jüd oder der Zonenflüchtling, zudem war ich ein Bankert, also ein uneheliches Kind und darüber hinaus waren wir in unsere Neunquadratmeterbehausung unterm Dach 1953 den normalen Bürgern eine Infektionsgefahr. Obwohl ich ein ganz liebes Kind war, schlug ich irgendwann den anderen Kindern auf die Nase. Ich mochte weder ein Jüd sein, noch ein Bankert. Es war nicht meine Schuld, dass ich keinen Vater hatte. Mein Vater war der Staat als Vormund. Der Vormund schickte mich in Erziehungsheime. Ich arbeitete dort schwer, wurde mit gezwiebelten Rohstöcken gezüchtigt oder mit Dunkelarrest oder Karzer. Ich brach aus, ich flüchtete, ich stahl Autos, ich stahl um zu überleben, ich wurde kriminell. 12 Lebensjahre verbrachte ich in Heimen und Gefängnissen. Dort habe ich für Pfennige pro Tag Akkordarbeit geleistet. Es ist nicht so, dass die Außenseiter dem Staat keinen Nutzen brächten. Die Außenseiter ernähren ganze Berufsgruppen, wie auch Sie sicher wissen werden. Im Zuge der 68 Zeit ging ich auf die Barrikaden für Bildung, für qualifizierte Ausbildung für Mitbestimmung, für leistungsgerechte Entlohnung, für Menschenrechte und Würde der vom Staat Abhängigen. Ich ging 1968 mit Andreas Baader in Kassel Wehlheiden im Freistundenhof und habe nicht zur Waffe gegriffen, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt waffenversierter und gewalterprobter war, als der spätere Topterrorist. Ich habe zusammengearbeitet mit dem Rechtswissenschaftler Professor Baumann, mit Margret Mitscherlich, mit Helmut Ziegner, Universalstiftung Helmut Ziegner, drei Bundesverdienstkreuze, Birgitta Wolf, Horst Bienek, Ernst Klee, Doktor J. Schwager, Karl Kimpel, Angela Davis, Ulrike Holler, Sing Sing Theater, um nur einige zu nennen, für einen menschlichen Strafvollzug und einen regulierenden Rechtsstaat und nicht für willenbrechende Strafbataillone. Ihr Gedanke, amerikanische Muster zum implantieren, also Methoden aus einer Demokratie die sich noch der Todesstrafe bedient, scheint mir so antagonistisch und brutalst populistische mit gefährlichem Beigeschmack in der Reflexion auf nieder völkische Instinkte. Unsere jüngste Geschichte zeigt, wohin das führen kann. Mit einem Reichstagsbrand kann man Emotionen anheizen und einzelne Gewaltexzesse kann man ebenso dazu benutzen. Sie zeigen allenfalls wes Geistes Kind der Urheber ist.
Ich bin jedoch betroffen, entnehme ich doch ihrem politischen Gedankengut, willensbrechende Ertüchtigungscamps hätten mich von der Gewalt weggeführt. Mitnichten. Ich sage Ihnen, aus meiner Sicht der Dinge: ich hätte gebombt oder getötet, wäre mir nicht die Bildung und Ausbildung der Reformbewegung der 68ziger dazwischen gekommen: Man wurde von einer Nummer zum Herrn.
Das war ein erster Vorgang.
Ich empfinde Ihre Politik als Schande für mein Land, sie ohrfeigt meinen eigenen Werdegang den ich einer liberalen menschenrechtsorientierten Politik verdanke, Sie orientieren sich an einer amerikanischen Demokratie die ich nicht teile und sie ist inhärent menschenverachtend. Meine Ansicht ist, die Rechtsstaatsmittel reichen aus, um die Gewalttat an einem Rentner zu sanktionieren. Es bedarf nicht der Änderung eines Jugendstrafrechts.
Tun Sie lieber etwas gegen die Gettoisierung von Jugendlichen, kümmern sie sich endlich um Integrationspolitik die gerade auch Ihre Partei in der Nachkriegszeit sträflich vernachlässig hat und kümmern Sie sich endlich um genügend Ausbildungsplätze in diesem Land oder ist Ihnen die Stimmung unter der Jugend noch nicht zu Bewusstsein gekommen. Ein Teil der Jugend liegt auf der Straße: arm, arbeitslos, vergessen. Viele haben Angst, keinen Ausbildungsplatz zu bekommen: Angst ist die Mutter der Wut. Politik die auf der Basis des Angstmachens basiert, ist abzulehnen.
Ihre Politik ist: Arme müssen draußen bleiben. Ihre Schröpfpolitik als Reformpolitik zu bezeichnen, ist eine Perversion. Sollten Sie im populistischen vorauseilenden Gehorsam und aus Angst vor einer Bedrohung der Gewalt eines Teils der auf der Strasse sitzenden Jugendlichen zu härteren Maßnahmen greifen, wird Ihre Partei die Folgen verantworten müssen.
Ich jedenfalls beginne mich für das Diktat des Mittelmaßes meines Landes zu schämen.

Karl Heinz Nagel

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